1. Metakommunikation
    1. Liegt vor, wenn ein Sprecher sich zu seinem eigenen Text äussert [im Sinne der Textorganisation und der Verständnissicherung]
    2. Es handelt sich um das *Sprechen über Sprache* („Metasprache“)
      1. im Vergleich zum „Sprechen über Dinge“ („Objektsprache“)
    3. Metakommunikation ist auf mehreren *Ebenen* möglich
      1. [A] man kann die *illokutiv-funktionale Rolle* von Äusserungen explizit thematisieren [B] man kann über die *Art und Weise, wie etwas gesagt wird*, metakommunizieren [C] man kann die inhaltliche Beziehung zwischen Aussagen mittels Konnektoren explizit machen [D] man kann die *Organisation*, die Architektur eines Textes oder eines Textsegments explizit machen [a] Bisweilen spricht man auch *Titeln* einen metakommunikativen Charakter zu, obschon diese nicht (immer) zu den metakommunikativen Äusserungen im *engeren* Sinne zählen [b] Eine besondere Art von Metakommunikation liegt dann vor, wenn der Autor explizit darüber äussert, ob was er sagt für *objektiv wahr* bzw. *für moralisch gut* hält
  2. [a] explizitmachen der illokutiven Rolle einer Äusserung
    1. Oft finden wir in solchen Fällen *performative Formeln* oder andere *illokutionsbe-zeichnende Ausdrücke* (Nominalisierungen; Partizipien; Modalverbfügungen u.ä.)
      1. [Ich möchte das ILLUSTRIEREN anhand von...] [Ich NENNE drei ARGUMENTE, die das STÜTZEN können...] [Ich muss Sie wirklich BITTEN, nicht zu …]
    2. Auch wenn im Text kein Pronomen bzw. keine Verbform der 1. Person aufscheint, wird klar, dass der *Autor selbst* es ist, der sich mit solchen metakommunikativen Einschüben *zu Wort meldet* und den *Leser steuert*
      1. [Diese Aussage ist etwas zu RELATIVIEREN …] [Dies ist der tiefe GRUND dafür, dass …]
    3. Oft [zumindest in manchen Textsorten] sind metakommunikative Äusserungen zu idiomatischen Formeln geworden
      1. [Gesprochen ist gesprochen]
  3. [b] funktionale Metakommunikation
    1. Funktionale Metakommunikation findet man oft dann, wenn der Autor *erklären* will, *weshalb* bestimmte Sprechakte *so und nicht anders/nicht/nur ungenügend vollzogen werden* (Begründung)
      1. [Ich weiss, ich sollte Ihnen jetzt eigentlich SAGEN, warum … aber] [Ich habe im vorausgehenden Abschnitt, bewusst ÜBERTREIBEND, AUFGEZEIGT, dass…] [Das würde uns zu weit vom Thema abbringen.]
  4. [c] explizit-sprachlicher Metakommunikation
    1. *grafische Mittel*: Satzzeichen, Kursivsetzungen, Unterstreichungen
      1. [Es gibt verschiedene Arten von Metakommunikation*:* ...] [Kannst du dir es vorstellen*?*] [Mach, dass du wegkommst*!* (+ Intonation)] [*"* Rede dich selbst ins Feuer *"*]
    2. An Stelle von explizit-sprachlicher Metakommunikation können auch *grafische Mittel* zur *Markierung* der funktionalen Metakommunikation verwendet werden
      1. Damit kann man etwa Ankündigungen, Hervorhebungen, Zitate, Befehle, Fragen usw. *signalieren*
  5. [d] Metakommunikation im weiteren Sinne
    1. Auch bei *Resümees* wird die *illokutive Rolle* von Äusserungen *explizit* gemacht
    2. Das ist allerdings *nicht* Metakommunikation im *engeren Sinne*
      1. Metakommunikation ist *selbst-bezüglich*, d.h. Metakommunikative Äusserungen in einem Text beziehen sich auf *ebendiesen Text*
  6. [a] Metakommunikation über Ausdrucksseitiges
    1. Die *Thematisierung* von sprachlichen Formulierungen (lexikalischen Benennungen, Satzmustern, Aus-sprache, Orthografischem) ist Metakommunikation über *Ausdrucksseitiges*
    2. Dabei kann der Sprecher seine eigene sowie fremde Sprachverwendung *definitorisch, kritisch, korrigierend, präzisierend* usw. begleiten
      1. [Ich nenne das ein Skandal] [Das ist ein „x“] [xyz ist nicht ganz das richtige Wort]
    3. Oft kommen dabei *Heckenausdrücke* (hedges) zum Einsatz ("ungefähr", "vielleicht" …)
      1. Sie machen eine Aussage *vage*, um *keine Konflitte* zu generieren
        1. [Ich bin nicht sicher, aber...] [Vielleicht kann das zu Probleme führen]
  7. [a] Konnektoren
    1. Konnektoren sind Ausdrücke, die Inhalte/sprachliche Einheiten *explizit* miteinander *verknüpfen*
      1. Viele dieser Konnektoren können als Verknüpfer auf allen Ebenen verwendet werden (d.h. als Verknüpfer von Abschnitten, Sätzen, Teilsätzen, Satzgliedern und Einzelwörtern)
    2. Konnektoren sind aus grammatischer Sicht: [1] Subjunktionen (weil, als, obschon) [2] Konjunktionen (aber, und, oder) [3] Konjunktionaladverbien (trotzdem, eigentlich, also) [4] Pronominaladverbien (damit, dadurch, darauf) [5] Abtönungspartikeln (ja, doch, schon) [a] Fokuspartikeln (auch, sogar, nur) [b] Gesprächspartikeln (ja, nein, allerdings, in einigen Fällen: und)
  8. [a] alphanumerische Kohäsionsmittel
    1. Zu den *expliziten Textorganisatoren* gehören alphanumerische Kohäsionsmittel
    2. Man kann solche *Aufzählungswörter* auch als *sprachlich verdichtete* (elliptische) Metakommunikation, als *Signalisierung* von textuellen „Wegmarken“ betrachten
  9. [b] specifische grafische Mittel
    1. Zu den Textorganisatoren zählen auch *grafische Mittel* (etwa *Absatzgliederung*, *Einrückung* usw)
  10. [c] "Ort" den Text
    1. Oft wird nicht nur "die Wegmarke”, sondern auch Angaben zur Struktur den Text metakommunikativ deutlich gemacht
  11. Titeln
    1. Titel sind meist Aussagen *über die Welt*, nicht über den Text
      1. Sie sind also *nicht* zur Metakommunikation im *engeren Sinne* zu zählen
    2. Da Titel aber darüber *Informieren*, was der dazugehörige Text für den Leser in etwa *bereithält*, kann man Titeln zumindest einen *metakommunikativen Charakter* zusprechen
    3. In Titeln steckt oft *kohäsive und/oder kohärenzstiftende Kraft*, zumal dann, wenn sie Schlüsselwörter und/oder *Makropropositionen* enthalten, welche im Text rekurrent sind
    4. Man unterscheidet grosso modo *drei Arten* von Titeln
      1. [1] Schlagzeilen (~ Makropropositionen)
        1. (~ Makropropositionen)
          1. [Erdoğan ist ein kümmerlicher Sieger]
      2. [2] Beschreibende Titel
        1. (enthalten oft einen expliziten oder impliziten Hinweis auf die Textsorte)
          1. [Session der eidgenössischen Räte]
      3. [3] Indirekt charakterisierende Titel
        1. (= Rhetorisch verschlüsselte/überformte Titel, enigmatische Titel, kryptische Titel)
          1. [Elektronische Nomaden] [Ach, ihr Digitollahs!]
      4. Vor allem den Titeltypen [a] und [b] kann man metakommunikative Kraft zusprechen
  12. Sprechereinstellungen
    1. Definition
      1. auch *Sprecherhaltungen / Propositionale Einstellungen* genannt
      2. Unter "Sprechereinstellung“ versteht man die Haltung des Sprechers (Senders, Autors)
    2. grobe Unterteilung
      1. [a] zur sachlichen Wahrheit der von ihm geäusserten Propositionen (= epistemische Sprechereinstellungen)
      2. [b] zur moralischen Richtigkeit/Wünschbarkeit u.ä. der von ihm geäusserten Propositionen (= deontische Sprechereinstellungen)
    3. Kategorien
      1. [a] Explizite Bewertungen mit Adjektiven und Substantiven [b] Adverbiale Zusätze; Modalwörter [c] Attributive Zusätze [d] Abtönungspartikeln [e] Modalverben [f] Konjunktiv [g] Unbestimmter Artikel in Verbindung mit Typisierung [h] Anführungsstriche (Ironiesignal – Intertextualitätssignal [i] Wort-Konnotationen
        1. [a] es ist wahr, dass "p" / ich finde es richtig, dass "p" [b] tatsächlich, unstreitig, unzweifelhaft, vermutlich, wahrscheinlich [c] eine erschöpfende Auskunft, eine niederschmetternde Erkenntnis [d] das ist ja grossartig; das ist doch die Höhe! [e] Er dürfte sich verspätet haben... [f] als sei das jetzt noch notwendig [g] Nur ein Dürrenmatt konnte so etwas zu Papier bringen [h] Die (so genannten) "ethnischen Säuberungen“ [i] Die positive Konnotation von Friede, Gerechtigkeit, Freiheit usw.; die negative Konnotation von Krieg
      2. Bei der Signalisation der Sprechereinstellung handelt es sich *nicht immer* um Metakommunikation!!!